Wie in vielen anderen europäischen Ländern so hinterließen die Kelten auch auf dem heutigen Gebiet Tschechiens ihre Spuren und natürlich ihre Gene.
West- und Südböhmen gehörten zur keltischen Region, die sich auf das Gebiet der Nordalpen und der Oberen Donau konzentrierte. Im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr . wurden der Westen von Böhmen und Bayern wahrscheinlich von Bójová -Stämmen bewohnt. Während der Zeit der keltischen Expansion um die Wende vom 5. zum 4. Jahrhundert v. Chr. nahm ein Teil der ursprünglichen keltischen Bevölkerung aus dem heutigen Böhmen an militärischen Feldzügen über die Alpen bis ins heutige Italien teil. Sie hinterließ ein teilweise entvölkertes Gebiet.
Ab dem Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. gab es jedoch Nordwest- und Ostböhmen, die mit den ethnischen Gruppen der Venezianer und Illyrer in Kontakt waren. Allmählich siedelte sich aber eine neuen Bevölkerung an, die wahrscheinlich aus dem westlichen Teil der keltischen Region stammt. Im Unterschied zur ursprünglichen Bevölkerung des tschechischen Beckens, bei der die Hügelkultur dominierte, hatten sie flache Grabstätten mit unverbrannten Körpern.
Oppida in Tschechien
In einigen Gebieten bauten die Kelten ab Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. höher gelegene befestigten Siedlungen an den wichtigsten Handelsstraßen. Diese sogenannten Oppida konnten aus Dutzenden Hektar großen, eingezäunten Gebieten bestehen. Obwohl Oppida keine Städte im eigentlichen Sinne waren, kann man diese Schanzanlagen als ihre Vorgänger betrachten.
In Böhmen sind sechs Oppida bekannt: Závist nad Zbraslaví, Stradonice u Berouna , Hrazany u Sedlčan, Nevězice , Třísov u Českého Krumlova und České Lhotice u Nasavrk.
In Mähren gibt es die Oppida Staré Hradisko u Prostějova und Hostein, vielleicht auch Kotouč u štramberk, wobei nicht ganz sicher ist, ob das Letztere doch zu einer anderen Kultur gehört. Es gibt wahrscheinlich auch eine keltische befestigte Siedlung in der Nähe der Stadt Sušice, bekannt als Hradiště na Sedle, und die Tieflandsiedlung Šutyrova studánka im Kataster Kopřivnice.
In einigen der Oppida werden nach wie vor Ausgrabungen durchgeführt. Die in Tschechien gewonnenen Erkenntnisse über die keltischen Siedlungen sind für die Geschichtsforschung von immenser Bedeutung.
Noch heute streiten die Wissenschaftler über die Herkunft einiger Bezeichnungen. So ist in vielen Lehrbüchern zu lesen, dass der Name Böhmen sich vom keltischen „Boiohaemum“ ableitete. Nach neusten Erkenntnissen des Prager Archäologischen Instituts ist diese Ansicht allerdings überholt.
Oppidum Třísov
Das Oppidum Třísov ist ein bedeutendes Kulturdenkmal der Tschechischen Republik im Dorf Holubov, nur wenige Kilometer von Český Krumlov und České Budějovice entfernt. Die südlichste Siedlung in Böhmen war eine wichtige Station auf dem Moldau-Handelsweg. Wer in der Region Urlaub macht, für den lohnt sich ein Abstecher.
Das Oppidum liegt 13 km südwestlich von České Budějovice zwischen dem Bahnhof Třísov und den Ruinen der Burg Dívčí kámen. Am Bahnhof kann man auch das Auto parken, um dann den knapp einstündigen Fußmarsch zum Oppidum und zur Burg anzutreten.
Der höchste Punkt des Oppidums liegt 551 Metern über dem Meeresspiegel und ist durch einen sehr steilen, 120 Meter hohen Abgrund von der Moldau getrennt. Dieser Hügel war nicht nur wegen seiner guten strategischen Lage (35 km nördlich des Vyšebrod-Passes), sondern auch wegen der Ablagerungen von Graphit und Eisenerz sehr gut für den Bau einer befestigten Siedlung geeignet .
Das Oppidum war durch je einen Außen- und Innenwall und den rund 20 Meter breiten Graben zwischen den Befestigungsanlagen gut geschützt. Außen hatte man zusätzlich eine Blendmauer angebracht, wobei die auf raffinierte Art und Weise gestapelten Steine den Eindruck einer massiven Mauer erweckten.
Das Oppidum von Třísov hatte zwei Plateaus, auf denen sich Akropolen befanden. Die nördliche Akropolis war noch einmal extra befestigt. Ein ungewöhnliches achteckiges Heiligtum, dessen Grundriss aus Stangengruben bestand, war durch einen Holzzaun von der Umgebung getrennt. Dort fand man bei Ausgrabungen ein Bronzebecken, vermutlich aus Italien stammend, was die Besonderheit dieses Baus unterstreicht. Die südliche Akropolis war offenbar der Sitz der herrschenden Klasse. Dort befanden sich verschiedene Wirtschafts- und Wohngebäude.
Das Handwerk war im Oppidum von Třísov sehr weit entwickelt. Man benutzte bereits Töpferscheiben und Keramiköfen. Vor allem bei der Herstellung von Behältern setzte man der Keramik auch Graphit zu. Mit solcherart verstärkten Behältern konnte man sogar das wertvolle Alpensalz transportieren.
Die Schmiede und Handwerker stellten sowohl Gebrauchsgegenstände als auch Waffen und Schmuck aus verschiedenen Materialien her, wie die Funde von Speeren, Äxten, Sensen, Schnallen, Ringen und Armbändern beweisen. Man produzierte nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für den Handel.
Keltische Burgwälle in Tschechien
Keltischer Burgwall auf dem Berg Sedlo
In der Nähe von Albrechtice u Sušice befindet sich der Berg Sedlo, auf dem die Kelten schon vor 3000 Jahren einen nahezu uneinnehmbaren Burgwall errichteten.
Die Burgstätte ist auch für Touristen interessant. Früher gab es dort einen Wachturm. An gleicher Stelle wurde inzwischen ein Aussichtsturm mit einem Laufsteg errichtet. Vom Turm mit dem siebeneckigen Grundriss hat man einen wunderbaren Blicke auf den Böhmerwald.
Burgwall Obří hrad – Riesenburg
Auch “Obří hrad” bei Popelná in Südböhmen ist ein keltischer Burgwall. Archäologen vermuten seine Entstehung Mitte des 2. bis 1. Jahrtausends vor Chr. Neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge könnte es sich dabei um eine Druidenkultstätte gehandelt haben. Aber auch das Schürfen von Gold und der Handel damit sind nicht abwegig.
Im Westen der Anlage erstreckt sich ein Steinmeer. Dort findet man neben einer schönen Aussicht auch Informationstafeln für den Lehrpfad über die Kelten im Böhmerwald (Keltové na Šumavě). Startpunkt des 1,5 Kilometer langen Pfades ist auf dem Popelná.
Menhire in Tschechien
Kamenný pastýř
Der wohl bekannteste Menhir Tschechiens ist der versteinerte Hirt „Kamenný pastýř“. Der prägnante Stein steht 1 km nordwestlich von Klobouky bei Prag auf einem Feld. Mit einer Höhe von 3,5 m ist er der höchste Menhir in der Tschechischen Republik. Der Felsbrocken ist einer der wenigen Steine Tschechiens, die höchstwahrscheinlich als prähistorisch angesehen werden können.
Um den Menhir ranken sich diverse Legenden, wobei nur zwei mit seinem Hirten-Namen in Verbindung stehen. Einheimischen zufolge war der Menhir früher von sechs bis zwölf kleineren Steinen (möglicherweise einem Kreis kleinerer Megalithen) umgeben. Die mussten jedoch dem Pflug weichen. Der Menhir wurde daher als Hirte mit einer Herde Schafe betrachtet. Eine andere Legende besagt, dass der Stein ein Hirte ist, dessen Schafe ohne ihn weitergewandert sind. Er stand so lange verzweifelt da, dass er erstarrte.
Obwohl sich viele Leute für den Menhir interessieren, wurde dort noch kein Parkplatz gebaut und auch das Halten and er Straße ist größtenteils verboten. Zum Parken nutzt man am besten das Dorf Klobuky und geht dann zu Fuß weiter. Der Naturlehrpfad von Kokovice nach Klobuk führt auch zum Menhir.
Menhir von Jemníky
Zu den weiteren möglicherweise prähistorischen Menhiren der Tschechischen Republik zählt man den Stein von Jemníky (Slaný – westlich von Prag), der im Jahre 2003 wiederaufgerichtet wurde und ungefähr 1 m hoch ist.
Es gibt weitere Menhire und Großsteingräber in Tschechien, aber nicht alle stammen aus der keltischen Zeit. Manchen wurden auch erst im Laufe des aktuellen bzw. letzten Jahrhunderts errichtet.
Für Keltenfans ist auch Tschechien eine Reise wert. Darüber hinaus gibt es in Tschechien noch viele weitere historische Zeugnisse aus den verschiedenen Epochen. Das Land ist reich an sehenswerten Burgen, Schlössern und Bauwerken. Auf der folgenden Seite finden Sie Ferienhäuser in Tschechien und viele Sehenswürdigkeiten.
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